29. Januar 2012

家有囍事 - Jiā yǒu xǐ shì

Erst kurz vorm Ende der großen Reise stand ein Ausflug auf dem Terminplan, der unseren Beiden schon vom ersten Uni-Tag an von jedem empfohlen wurde. Den "Ocean-Park", so versicherte jeder, muss man unbedingt besuchen. Und so machten sie sich im späten Januar, bei sonnigen 20 Grad, auf in den Süden Hong Kongs, um den außergewöhnlichen Freizeitpark direkt am Meer zu besuchen. Die blaue Küste schien kopfüber in den Loopings noch wundervoller und in den rasanten Kurven der, an steilen Hängen positionierten, Achterbahnen war die Aussicht noch atemberaubender. Doch auch für die weniger abenteuerlich veranlagten Besucher bot der Park mehr als genug. Ein riesiges Aquarium überzeugte mit den exotischsten Meerestieren und das Panda-Männchen "An An" gewann schnell die Sympatie unserer Abenteurer. Am Abend überraschte der Park mit einer gewaltigen Wasser-/Feuer-/Licht-/Musik-Show, welche auf märchenhafte Weise eine Geschichte über zwei konkurrierende Drachen erzählte, die sich trotz ihrer Gegensätze zusammentaten um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Als Metapher dafür, dass Menschen zusammenarbeiten müssen um die Umwelt zu erhalten, hinterließ diese Attraktion großen Eindruck bei unseren Beiden.

Die letzten Tage in der traumhaften Großstadt schienen immer rasanter zu verfliegen. Daniel und Anna wurde immer bewusster, dass die Zeit immer knapper wurde und so versuchten sie beinahe schon panisch, jede Kleinigkeit Hong Kongs noch so intensiv wie möglich festzuhalten. "Haben wir überhaupt schon die Mensa in der Uni fotografiert? Oder die Metro-Station? Oder unseren Hauseingang?" Dementsprechend nahm das Fotomaterial noch einmal gewaltig zu. Trösten konnten sich unsere Beiden jedoch damit, dass eine der größten Attraktionen noch auf sie wartete - das Chinesische Neujahr. In den Tagen vor dem großen Fest ist das Besuchen von Neujahrsmärkten Tradition. Gemeinsam mit ihrer Freundin Cherry bewunderten unsere Abenteurer das faszinierende Angebot eines dieser Märkte und kauften sich unter anderem ein großes aufblasbares Stück Fleisch und Drachenklauen-Handschuhe. Doch nun hieß es Abschied nehmen - für Anna und Daniel von ihren Freunden und für ganz Hong Kong vom alten Jahr. Das Jahr des Hasen wurde nun vom Jahr des Drachen abgelöst. Eine große Parade mit Drachentänzen, Musik und Festwagen lockte am ersten der drei Feiertage hunderttausende Menschen ins Zentrum der Stadt. Vereine aus aller Welt präsentierten sich und für die beliebtesten Reiseziele der Region wurde unterhaltsam Werbung gemacht.

Besonders freuten sich unsere Beiden über die Teilnahme von Orten die sie in den letzten Monaten selbst besucht hatten. Begleitet wurde die Parade durch gelegentliche leichte Regenschauer und so befürchteten Anna und Daniel, dass der kommende Tag, ihr letzter vor der Abreise, ein wenig "ins Wasser fallen" könnte. Der zweite Tag der chinesischen Neujahrsfeier bietet nämlich stets ein riesiges Feuerwerk - ein perfekter Abschluss für das große Abenteuer, dachten sich unsere Zwei damals bei der Planung. Die Skyline am Victoria Harbour war selbstverständlich Schauplatz für dieses große Ereignis. Der Himmel über den Wolkenkratzern war an diesem Abend trist und grau und spiegelte damit ein wenig das Befinden unserer Abenteurer, aufgrund ihrer baldigen Abreise, wider. Tatsächlich kamen auch immer wieder Regenschauer auf, sodass unsere Beiden schon bis auf die Knochen durchgeweicht und -gefroren waren, noch lange bevor das Feuerwerk begann. Dies lag letztlich vor allem daran, dass sie als einzige ohne Regenschirm immer wieder die herablaufenden Wasserschwälle der ringsum liegenden Schirme abbekamen. Doch verloren sie nicht den Mut und als endlich die erste Rakete gen Himmel schoss, waren auch alle sichtraubenden Regenschirme wieder eingepackt. Das Spektakel begann!

Eine halbe Stunde lang verzauberten tausende Raketen, von Musik begleitet, den Himmel zu einem leuchtend bunten Meisterwerk. Einige malten Smilys in die Lüfte, andere ließen unzählige funkelnde Lichter auf die Hochhäuser und den Hafen herabregnen. Die farbenfrohen Explosionen übertrafen in ihrer Größe bei Weitem die Höhe des größten Gebäudes Hong Kongs und erstreckten sich über eine Breite, die nur mit Kopfschwenken zu erfassen war. Bei diesem Anblick, als ein perfektes Finale für ein perfektes Semester, war auf den Gesichten beider Studenten jeweils mindestens eine kleine Träne zu erkennen. Das Feuerwerk wollte und sollte nicht zuende gehen und der Akku der Videokamera gab schon auf, noch bevor die letzte Rakete den Hafen erhellte. Man könnte sagen, dass eben jene Rakete das Ende dieser fantastischen Reise markierte. Als Daniel und Anna sich entschlossen, zurück zu ihrer Wohnung zu gehen, war es kaum möglich voranzukommen. Trotz der Absperrung mehrspuriger Straßen zugunsten der Fußgänger dauerte der Weg aufgrund der abertausenden Menschen ewig. Es war beinahe so, als wollte Hong Kong die Beiden gar nicht gehen lassen. Doch schließlich erwartete sie ihre letzte Nacht. Die Wohnungsabgabe stand am nächsten Tag um 11 Uhr vormittags an, der Flug jedoch erst über 12 Stunden später. Die Sorgen, wie und wo diese Zeit verbracht werden sollte waren jedoch vollig umsonst, da der nette Vermieter (welcher, da er nicht englisch sprach, seinen Sohn als Übersetzer mitnahm) ihnen anbot, noch bis zum Ende des Tages dort zu bleiben. Ohne eine Überprüfung des Zustandes der Wohnung war es völlig in Ordnung, die Schlüssel am Abend einfach im unabgeschlossenen Raum liegen zu lassen. Noch überraschender war, dass unseren Beiden wie selbstverständlich Geld von ihrem Vermieter geschenkt bekamen. Zum Neujahr ist es in China nämlich Tradition, kleine Geldgeschenke in hübsch verzierten Umschlägen zu machen.


Die Koffer, bis auf den letzten Millimeter voll gepackt (dank intensivem, 5-monatigen Souvenirsammeln), mussten nun die acht Stockwerke hinab geschleppt und in eines der zahlreichen roten Taxis verfrachtet werden. Entlang der Highways in Richtung Flughafen konnten Anna und Daniel noch einmal einen letzten Blick auf die schönsten Gebäude Hong Kongs werfen. Der "Bank of China Tower", der "2IFC-Tower", das "International Commerce Centre" (mit 108 Stockwerken Hong Kongs höchstes Gebäude und fünfthöchstes der Welt) und weitere Höhepunkte der vergangenen Monate zogen an ihnen vorbei. Einmal noch war die Skyline in ihrer gesamten Pracht in der Ferne zu erblicken und verschwand schließlich im Dunkel der Nacht. Es regnete. Viele kleine Regentropfen als Abschiedstränen - Hong Kong weinte. Am Flughafen angekommen genossen unsere Beiden noch ein letztes Mal das Essen in ihrem Lieblingsrestaurant: Ajisen Ramen. Schon jetzt war ihnen klar, dass sie die leckere japanische Nudelsuppe sehr vermissen würden. Der Rückflug über London war ein langer. Der erhoffte Blick von oben auf die glitzerne Stadt bei Nacht blieb aufgrund des fehlenden Fensterplatzes leider aus. Über das Entertainment-System schauten die Studenten Filme oder spielten Videospiele, sie genossen das Essen im Flieger und schliefen. Die Tatsache, dass alles nun vorbei war, schien unwirklich. Bald würden sich Daniels und Annas Eltern am Berliner Flughafen einfinden und sehnsüchtig die Ankunft ihrer Lieben erwarten, denen sie ein so wundervolles Abenteuer ermöglicht hatten. Die Rückreise war anstrengend. Dank der Zeitverschiebung durchlebten sie über 21 Stunden Dunkelheit und Nacht. Doch endlich ging die Sonne auf und Deutschland war nah. Berlin empfing unsere Reisenden mit eisig trockener Morgenluft und frierend wurde ihnen langsam klar: Es ist vorbei!




17. Januar 2012

Stadt der Träume

Die ersten Tage des neuen Jahres vergingen und unsere Helden starteten zu ihrem umfangreichsten Ausflug. Per Boot fuhren sie in die ehemalige portugiesische Kolonie Macau. Die als das "Las Vegas Asiens" bekannte Stadt überwältigte unsere Reisenden schon kurz nach dem sie Land betraten. Auf dem Weg Richtung Innenstadt, begegneten sie gewaltigen Casino-Bauten, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. So bestaunten sie riesige Gebäude in Form eines künstlichen Vulkans, einfach gigantisch und goldfarben, oder mit einer Anlage, die das Gefühl vermittelte, doch glatt im Orient zu sein. Das zentral gelegene "Grand Lisboa" jedoch, topte alles. Unübersehbar überragte der güldene Turm in seiner palmenartigen Form den zugehörigen Hotelkomplex, welcher sich am Tag noch wunderschön in die allgegenwärtigen, portugiesischen Kolonialbauten einreihte. Zur Nacht jedoch war dieser kaum wieder zu erkennten und blinkte und strahlte gemeinsam mit dem "Palmenturm" in den buntesten Farben. Viele Stunden lang schlenderten Daniel und Anna durch Macau und bewunderten den Kontrast zwischen den westlichen Bauten und den so typisch chinesischen Gassen mit ihren kleinen Märkten. Selbstverständlich ließen sich unsere Zwei die Ehrfahrung des Glücksspiels nicht entgehen und verbrachten die ganze Nacht im "Wynn", einem prächtigen Casino, welches jede Viertelstunde mit einer musiklischen Wasserfontänen-Show Aufmerksmkeit erregte. Um der Verlockung nicht zu verfallen, setzten sie sich jeweils ein Limit von 50 Hong Kong Dollar (etwa 5 Euro). Innerhalb kürzester Zeit verspielte Daniel seinen Geldbetrag, während Annas Einsatz noch einige Stunden Unterhaltung an den Spielautomten bot und sich letztlich mit unfassbarem Glück verzehnfachte. Die Krönung ihres Ausfluges war eine atemberaubende Show im Foyer des Wynn. Von Musik, Rauch und Lichteffekten untermalt, öffnete sich im Kreise einer Zuschauermenge der Boden und enthüllte eine gigantische Drachenstatue, die bis an die Decke ragte. Im selben Augenblick begann sich die Decke ebenfalls zu öffnen und gab den Blick auf einen riesigen Bildschirm frei, welcher mit seinen Feuereffekten eine Atmosphäre schaffte, die die sich bewegende Statue beinahe echt wirken ließ.




















Anlässlich des neuangebrochenen Jahres ist es chinesische Tradition sich in Tempeln und Klöstern Glück, Wohlstand und Gesundheit für Freunde und Familie zu wünschen. Ebenfalls nutzen viele die spirituelle Umgebung um sich ihre Zukunft vorhersagen zu lassen. Um diesen Bräuchen nachkommen zu können, befinden sich überall in Hong Kong etliche Tempelanlagen, welche dieser Tage zu regelrechten Pilgerstätten werden.
Eine der populärsten dieser Anlagen ist der "Wong Tai Sin-Tempel", den in diesem Jahr auch Anna und Daniel besuchten. Schon von  Weitem konnten sie den Geruch wahrnehmen, den die zahllosen Kerzen und Räucherstäbchen der Besucher aussandten. Die zwischen Hochhäusern und einem Einkaufskomplex gelegene Anlage beeindruckte unsere beiden Reisenden schon beim ersten Anblick. Verdeckt von einem gewaltigen Eingangstor konnten sie nicht ahnen, auf was für einen prächtigen Tempel mit einer noch prächtigeren Gartenanlage sie im Inneren stoßen würden. Sie verweilten den ganzen Nachmittag unter Weiden, an einem künstlichen Wasserfall und chinesischen Pavillons; alles inmitten der allgegenwärtigen Großstadt. Völlig verzaubert von der Nähe zur Natur begaben sich unsere Studenten, an einem der nächsten Tage, auf einen Ausflug in ein weit abgelegenes Naturreservat. Nach einer langen Metro- und Busfahrt bis in die Nähe der chinesischen Grenze erreichten sie bei leichtem Regen den „Wetland Park“. Neben informativen Ausstellungen über Flora und Fauna Hong Kongs ,bot der Park unseren Freunden eine gewaltiges Areal von natürlichen Seen, Flüssen und Wiesen, wie man es in der Großstadt sonst nirgends finden kann. Schon lange hatten sie keine so klare Luft geatmet. In einigen Richtungen konnten Anna und Daniel meilenweit über unberührte Wälder und Berge blicken, ohne ein Zeichen von Zivilisation. In andere Richtungen jedoch, ragten auch hier, am äußersten Rand der Stadt, 50-stöckige Wohnblocks über dem Grün hervor. Gerade diese Kombination von Naturbelassenheit und moderner Wohnbaukultur machte den Anblick für die Beiden unvergesslich. Ein ganz besonderer Höhepunkt dieses Tages war die Sichtung sogenannter Schwarzstirnlöffler, einer sehr gefährdeten Vogelspezies (zeitweise gab es von ihnen weniger als 300 Exemplare auf der Welt), von denen ein Großteil der Weltpopulation eben in diesem Naturreservat angesiedelt ist. Das Besondere an diesen Tieren war ihr witziger Schnabel in Form eines Löffels, welcher Anna noch für lange Zeit faszinierte. Ein adäquates Plüschtier war schnell gekauft. So konnte auch dieser Ausflog, trotz gelegentlicher, schwacher Regenschauer und endloser, wissbegieriger Schulklassen, nur ein voller Erfolg sein. Weitere Ausflüge in kleinere Parkanlagen folgten auch in den nächsten Tagen, denn die Ruhe, welche die wunderbare Natur vor dem Alltag bot, zog unsere Studenten mittlerweile regelrecht in ihren Bann. Doch nun wollten unsere Beiden erst einmal wieder etwas Aufregung und planten schon einen etwas anderen Ausflug.

2. Januar 2012

Keine Glückskekse in China

Für unsere zwei Abenteurer war es nun an der Zeit, sich der letzten Probe zu unterziehen. Die Prüfungen fanden in einem Hörsaal statt, dessen Sitze, gleich einem Sessel, zum einschlafen animierten, die ausklappbaren Tischchen jedoch kaum Platz zum Schreiben boten. Trotz dieser ungewohnten Umstände, war dank des rasanten Kontrolliertempos, nach nur einer Nacht bereits klar, dass alles glatt gelaufen war. Und so konnten unsere Beiden erleichtert die Weihnachtszeit genießen. Die festliche Dekoration musste hier selbstverständlich sehr extravagant ausfallen, um zwischen der alltäglich bunten Beleuchtung auch aufzufallen. Am Heiligabend erfüllte sich für Anna endlich der große Wunsch, einen von Hong Kongs Stränden zu besuchen. Per Bus fuhren sie am frühen Nachmittag des 24. Dezembers in Richtung Süden. Weit abseits der Großstadt kamen unsere Studenten in das Dörfchen Shek O, mit seinem wunderbaren Strand, der für Touristen schon lange kein Geheimtipp mehr ist. Ausgerüstet mit Decke, Obst und Naschereien verbrachten sie dort einen gemütlichen Abend.  Bis nach Anbruch der Dunkelheit saßen sie am Meer und genossen die Ruhe vor dem alltäglichen Krach ihres mittlerweile alltäglichen Lebens und sogar ein bisschen Heimweh überkam die Beiden. Auch die folgenden Feiertage verliefen wenig nach der deutschen Gewohnheit die Anna und Daniel kannten. Das "Hong Kong Convention & Exhibition Centre" lud an den Weihnachtstagen zur "Asia Game Show" ein, eine Videospiele-Messe in Hong Kongs berühmtester Messehalle. Unsere Abenteurer waren sich schnell einig diesem Ereigniss beiwohnen zu wollen. Zwischen unzähligen chinesischen Videospielefans informierten sie sich über allerhand Neuigkeiten, die dem europäischen Markt bis dahin noch vorenthalten wurden. Im Anschluss trafen sich unsere Studenten mit ihren Freunden Cherry und Edgar zu einem leckeren Weihnachtsessen der besonderen Art. Aus dem für Anna und Daniel sonst typischen Festschmaus im Kreise der Familie wurde kurzerhand ein Grillabend in einem koreanischen Restaurant. Koreanisches BBQ nannte sich das Ganze. Um eine heiße Grillplatte versammelt, bereitete sich jeder der Vier etliche Leckereien zu, die zuvor nach Herzenslust vom Buffet geholt wurden.


Wie üblich vergingen die Tage zwischen Weihnachten und Silvester wie im Flug. Seit Langem schon freuten sich unsere Helden auf den 31. Dezember und die damit verbundenen Neujahrsfestivitäten. Bereits fünf Stunden vor Anbruch des neuen Jahres machten sich unsere Helden auf den Weg zum Victoria Hafen, um dort, vor der vertrauten Skyline dem Neujahrspektakel beizuwohnen. Gedrängt zwischen unzähligen Chinesen und anderen Touristen fiel es ihnen unerwartet leicht die Zeit bis ins Jahr 2012 auszuharren, denn die Organisatoren gaben sich alle Mühe die Menge bei Laune zu halten. Um kurz vor Mitternacht war es dann endlich soweit. Ein gewaltiger Countdown am "2IFC-Tower" zählte die letzten Sekunden des Jahres 2011. Je kleiner die Zahl wurde, desto lauter wurde die Menge. Noch bevor die Uhr abgelaufen war hob sich die erste Rakete in die Luft; "5" schrieb sie an den Himmel. Eine zweite Rakete folgte; "4". Die Menge jubelte; "3". Endlich war es soweit; "2". Eine gewaltige "1" erschien über dem "2IFC-Tower" und das Spektakel begann. Eine über 50 Etagen hohe "2012" erschien auf der Fassade des Turms und für einen Augenblick schien die Skyline der Stadt in Flammen aufzugehen. Mit zahlreichen Scheinwerfern, Lasern und Feuerwerk wurde  in Hong Kong das neue Jahr Willkommen geheissen. Sprachlos von diesem Anblick, wussten Anna und Daniel jedoch, dass ihnen schon bald weitere aufregende Erlebnisse bevorstehen würden.

9. Dezember 2011

Bergfest

In der Zeit nach Halloween, wurden die Unitage stressiger. Weitere benotete Hausaufgaben und umfangreiche Projekte forderten die Aufmerksamkeit unserer Auslands-Studenten und auch die finalen Prüfungen rückten immer näher. Zusätzlich war die zunehmende Weihnachtsdeko in den Straßen und Geschäften ein deutliches Anzeichen dafür, dass die Hälfte des Abenteuers Auslandssemester leider bereits erreicht war. Umfangreichere Unternehungen mussten in dieser Uni-lastigen Zeit warten. Jedoch bot das gelegentliche Schlendern über Straßenmärkte und durch Gartenparks eine willkommene Abwechslung. Unter all den zahlreich vertretenen Grünanlagen sei hier vor allem der "Kowloon Park" erwähnt. Tief im Herzen Hong Kongs sieht man schon von Weitem, wie große, prächtige Bäume die angelegenen Ladenstraßen überragen. Zwischen Palmen, allerlei anderen exotischen Pflanzen und kleinen Teiche mit Fontänen, fanden Anna und Daniel allerhand ruhige Plätzchen, um der Großstadthektik zu entkommen. Neben einer großen Vogelvoliere mit verschiedensten Papageienarten beherbergt der Kowloon Park sogar frei lebende Flamingos.



Natürlich  machten Anna und Daniel in ihrer Freizeit des Öfteren auch Gebrauch von Hong Kongs immensem Einkaufspotenzial. Im Anschluss an ihre Ausflüge in Parks und die Natur weit außerhalb der Stadt, landeten sie nicht nur einmal unerwartet in einem gigantischen Einkaufskomplex. Zwar hatten sie in den ersten Tagen nach ihrer Ankunft bereits einige prächtige Kaufhäuser besucht, doch ist ihnen damals noch nicht bewusst gewesen, dass scheinbar jede Metrostation in einem riesigen Shopping-Paradies mündet. Und so kam es, dass unsere beiden Abenteurer eines Tages in einem zunächst relativ normal wirkenden Einkaufszentrum eine Achterbahn entdeckten, die sich über das neunte und zehnte Stockwerk erstreckte. Ein regelmäßiges Ziel für die beiden war unter anderem auch der bekannte Stadtteil "Mong Kok", mit seinem Überangebot von Straßenmärkten, Mini-Shops und Einkaufszentren. Hier besuchten sie auch die beliebten Touristenziele, den Vogelmarkt, Blumenmarkt und Goldfischmarkt.


Zur Halbzeit ihres Abenteuers sollte es für unsere Zwei hoch hinaus gehen. Den "Peak", Hong Kongs populärsten Berg, zu besuchen, stand für Daniel und Anna schon lange fest. Die Peak-Bahn brachte sie im zum Teil  über 45 Grad steilen Winkel zu einem Aussichtsareal, das ihnen den fantastischsten Anblick über all die glitzernen Hochhäuser am Hafen und im gesamten Stadtzentrum bot. Um dem Charakter Hong Kongs gerecht zu werden, darf an einem solchen Ort ein großes Einkaufszentrum  selbstverständlich nicht fehlen. Doch trotz dem es sich hier um die höchstgelegene Einkaufsmöglichkeit Hong Kongs handelt, blieb dies in Anbetracht des wundervollen Ausblicks über die Stadt nur eine Nebensächlichkeit. Und so verblieben unsere Beiden im großen Staunen bis in den späten Abend. Der Peak sollte für unsere Studenten nicht der einzige Ausflug in luftige Höhen bleiben. Den ersten Adventssonntag nutzten sie, um hinaus in die Berge zu fahren und den größten sitzenden Buddha der Welt zu besichtigen. Da das sonnig warme Wetter jedoch viele weitere Menschen anlockte, waren vier Stunden Wartezeit nötig, um endlich in die Seilbahn steigen zu können. Für ein ganz besonderes Erlebnis sorgte eine Kabine mit Glasboden, für die sich unsere Beiden entschieden. Bald konnten sie in der Ferne die riesige Statue erahnen, welche hoch über dem Grün der Berglandschaft wachte. In eben jenem Moment war es für Anna und Daniel das erste Mal seit langem, dass sie rings um sich kein einziges Hochhaus mehr sehen konnten. Am Ziel angelangt, kamen sie der mächtigen Buddha-Figur beinahe zum Anfassen nahe und ein interaktiv gestalteter Film klärte sie auf künstlerische Weise über das Leben  des Buddha auf. Zudem luden zahlreiche kleine Souvenirläden zum Schlendern und Geld ausgeben ein, wobei sich unsere Beiden jedoch auf ein paar hübsche Essstäbchen und die gefühlt größte Zuckerwatte der Welt beschränkten.

















Je näher Weihnachten rückte, desto näher rückten auch die Endprüfungen. Die letzten Projekte waren bald abgegeben und so stand nun die finale Lernphase vor unseren Studenten. Das Semester neigte sich dem Ende.

3. Oktober 2011

Puff-Suppe und Ei-Schum-Schum


Die vergangenen Wochen vergingen wie im Flug und für Anna und Daniel verwandelte sich das Leben in Hong Kong mittlerweile in spannenden Alltag. Durch ihre zahlreichen Erkundungstouren wurde ihnen die Großstadt langsam vertrauter, sodass sie bereits einen effektiveren Weg zur Uni entdeckten. Diese angenehmere und zeitlich kürzere Strecke legten unsere beiden Helden nun schon etliche Male zurück, um gemeinsam mit neuen Freunden am Unileben teilzunehmen. Ihr anfänglicher Enthusiasmus blieb weiterhin bestehen und
so staunten sie immer und immer wieder über die unglaubliche Atmosphäre, die Aussicht und den Charakter ihrer Gastuniversität, während sie ihre Vorlesungen besuchten, neue Leute kennenlernten, sich mit ihnen austauschten und gemeinsam all die vielen Speisemöglichkeiten  an der Uni durchprobierten (im Bild ein Innenhof für eine der Cafeterien). Einige bewertete Hausaufgaben erledigten unsere Beiden bereits erfolgreich und auch ihre Zwischenprüfungen konnten sie schon hinter sich bringen.


Der Sommer neigte sich allmählich dem Ende zu und der Herbst war bald zu erahnen. Drückend heiße Tage wurden weniger und die allgegenwärtige Hitze, welche einem so oft wie eine kaum durchdringbare Wand vorkam, wenn man aus einem klimatisierten Gebäude trat, schien sich langsam zu verflüchtigen. Und so genossen Daniel und Anna bei herbstlichen 30 Grad unter anderem das traditionell chinesische Mittherbstfest oder auch Mondfest. Im wunderschönen Victoria Park, nicht weit von ihrer Haustür, bestaunten sie die größte Laternen-Skulptur der Welt: ein riesiger Fisch der in wechselden Farben bunt aufleuchtete und gemeinsam mit abertausend anderen Lichtern und Laternen für eine unglaubliche Atmosphäre sorgte. Besonders aber wusste eine grandiose Drachen-Show die Massen zu beeindrucken. Ein 67 Meter langer Feuerdrache, bestehend aus etlichen Räucherstäbchen, welche ihn zum Glühen brachten, schlängelte sich mit untermalenden Klängen durch den Park und bot einen überwältigenden Anblick. Während in dieser Nacht der Vollmond stolz am Himmel prankt, werden traditionell "Mondkuchen" gegessen. Dies sind kleine Gebäcke mit meißt süßen Füllungen (ein Muss  für alle Naschkatzen und bestes Beispiel dafür, dass in China die Geschmacksrichtung "süß" sehr dominant ist). Doch war es nicht nur dieser Feiertag, welcher unseren Studenten einen uni-freien Tag bereitete. So bahnte sich der Herbst zunächst mit einigen sehr regnerischen und windigen Tagen an. Letztlich kam es tatsächlich zu einer Taifun-Warnung, welche bestätigte, dass man seine Wohnung aufgrund von gefährlichen Windstärken besser nicht verlassen sollte. Einen dieser regnerischen Tage überbrückten unsere Beiden mit einem Besuch im "Hong Kong Science Museum", einer kleinen Experimentier-Oase der Naturwissenschafen, in der an eben jenem Tag zufälligerweise der Eintritt frei war.


Doch schon sehr bald wurde der Regen wieder durch sonnige Tage abgelöst und so waren unter anderem Spaziergänge durch Straßenmärkte, den Victoria Park oder entlang des Hafens wieder mit an der Tagesordnung. Vor allem wollten unsere Abenteurer die imposantesten Gebäude der Skyline ganz aus der Nähe sehen. Und so besuchten sie bereits den 88 Stockwerke hohen "2IFC-Tower" (wie im Bild zu sehen) und waren dem spektakulären "Bank of China Tower" schon so nahe, dass sie ihn umarmen konnten. Diese Entdeckungstour im Business-Zentrum der Großstadt lehrte unsere Beiden vor allem, dass die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten nicht zwangsläufig eine Gerade sein muss. Sei das Ziel auch nur ein Steinwurf entfernt, so lässt die Infrastruktur Hong Kongs einen Fußgänger eben jenes oft nur durch komplizierte Umwege erreichen. So ist das Überqueren einer Straße meist nur mithilfe sich schlängelder und windender Fußgängerbrücken in unterschiedlichen Etagen möglich. Diese zu erreichten geschieht über Seitenstraßen, welche in genau der entgegengesetzten Richtung liegen und falls man bei all dem nicht die Orientierung verliert, so steht man letztlich doch wieder vor einer weiteren Straße, die eine ähnliche Prozedur verlangt. Im Anschluss eines solchen Abenteuers führte ein kleiner Spontanabstecher unser Pärchen vor das Disneyland Hong Kong. Für Daniel war es nun bereits das zweite Mal, dass er nur vor den Toren stand, ohne den Freizeitpark tatsächlich zu betreten. Jedoch lohnte sich schon die Fahrt dorthin allemal, denn  allein die spezielle Disney-Bahn mit Mickey-Maus-Fenstern und die Ankunft in einem märchenhaft gestalteten Bahnhof waren es bereits wert.


Um den westlichen Feiertag Halloween einmal etwas untypisch anzugehen, entschieden sich Daniel und Anna für ein traditionell chinesisches Essen mit Freunden. Dies stellte eine besondere Erfahrung dar, denn ohne einheimische Hilfe, wären sie natürlich nicht einmal in der Lage gewesen die Karte zu lesen. Und so konnten sie sich nur überraschen lassen, was sich hinter der umfangreichen Bestellung verbarg. Neben Reis, Tofu, Schweinefleisch und Gemüse gab es auch einen kompletten, frittierten Fisch und ein ganzes halbes Hähnchen (sogar der Kopf war halbiert). Entsprechend der chinesischen Esskultur, bekam nicht jeder ein eigenes Gericht. Alle bedienten sich an sämtlichen Tellern, grünen Tee gab es end- und kostenlos und die Knochen wurden unkompliziert auf den Tisch gespuckt. Im Anschluss war das Besuchen einer beliebten Bar geplant. Die elend lange Schlange, welche sich um einen gesamten Häuserblock und noch weiter erstreckte, und weit über zwei Stunden Wartezeit verlangt hätte, wirkte jedoch abschreckend und so endete der Abend gemütlich in einer kleineren Lokalität. Ermutigend wurde unseren Beiden berichtet, dass dieser enorme Menschenauflauf bloß an Halloween läge. Sonst sei es "nur" am Freitag und Samstag so. Für Anna und Daniel war es nicht das erste Mal, hier in Hong Kong von einer überdimensional großen Warteschlange überrascht zu werden. Und so dürfen sie auch weiterhin hoffen, nach einem anstrengenden Uni-Tag nur eine halbe Stunde auf einen freien Platz im Bus zu warten.


9. September 2011

Eine Stufe kommt selten allein

Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als unsere Protagonisten im Bus durch die Berglandschaft Hong Kongs fuhren. Voller Vorfreude näherten sie sich der "Hong Kong University of Science and Technology". Auf ihrem Weg bewunderten sie Palmenwälder, Palmen und Wälder. Grün bewachsene Klippen hinab blickend, sahen sie das Meer und hier und da stach ein kleines Dörfchen an einem Hang hervor. Schon von weitem erkannten sie die modernen Gebäude ihrer Gast-Universität, an der Küste des Südchinesischen Meeres. Inmitten einer naturbelassenen Umgebung betraten sie einen Campus, der ihre höchsten Erwartungen deutlich übertraf. Der Bus fuhr sie bis ins Herz des Geländes; ein prächtiges Atrium in dessen Zentrum eine rote Sonnenuhr in Form des Universitätslogos prangt. Schnell brachten Anna und Daniel die notwendigen Anmeldeformalitäten hinter sich, bevor sie mit ihren multimedialen Aufnahmegeräten das Areal unsicher  machten.  Etliche  Balkone
und Terassen boten den Zweien eine herrliche Aussicht auf das Meer. Bis an den Horizont sahen sie Inselgruppen mit Palmenstränden und Fischerdörfchen. Zur Überraschung der beiden Abenteurer, stellte die Universität eine beeindruckende Anzahl von Rolltreppen und Fahrstühlen zur Verfügung, um sich auf dem Gelände fortzubewegen. Laut einem Professor  sei die Uni von einer Fahrstuhlgesellschaft konstruiert wurden. Bei 32 Fahrstühlen allein im Hauptgebäude ist dies auch nicht schwer zu glauben. Nach einer ausgiebigen Besichtigung verspührten unsere Freunde allmählich den Drang eine der vielen gastronomischen Einrichtungen der Universität aufzusuchen. Die Wahl viel nicht leicht: traditionelle asiatische Küche, internationales Snackangebot oder doch eher das campuseigene McDonalds? Selbstverständlich entschied man sich für Reis mit Beilagen, natürlich mit Stäbchen. Da es nach dieser Stärkung bereits dämmerte, machten sich die beiden Gesättigten wieder auf den Weg zurück in die Stadt, denn dort hatten sie sich noch etwas Besonderes vorgenommen.


Ihr Ziel war der Victoria Harbour, wo sie gemeinsam mit unzähligen anderen Schaulustigen auf ein in Hong Kong alltägliches Spektakel warteten. Um 20 Uhr verkündete eine Stimme über  Lautsprecher den Beginn einer Weltrekordvorstellung der Superlative. Plötzlich erstrahlten die Wolkenkratzer in wechselnden kunterbunten Farben und  zusätzlich  verwandelten Laser und Scheinwerfer die  Skyline in ein faszinierendes Schaubild. Untermalt wurde das Ganze von einer pompösen Orchestermusik , die den ganzen Hafen beschallte. Mit über 40 teilnehmenden Hochhäusern, zählt die "Symphony of Lights" als größte und beeindruckendste Lasershow der Welt. Als Bonus wurde die Vorstellung an diesem Abend von den Blitzen eines entfernten Gewitters unterstützt.


Nach diesem ereignissreichen Abend war es für Anna und Daniel nicht verwunderlich, dass sie, kaum dass sie ihr Hostel erreicht hatten, ins Bett plumpsten und sofort einschliefen. Der nächste Tag sollte der bisher wichtigste ihres Aufenthalts werden. Bereits am frühen Morgen begann man mit Telefonaten. Es folgten verwirrende Gespräche und nach noch mehr Telefonaten war es endlich soweit; nicht ganz eine Woche nach ihrer Ankunft in der Riesenmetropole konnten sie ihre eigenen 4 Wände beziehen.

Zu ihrem Hostel, war die Wohnung eine deutliche Verbesserung, mit westlichen Verhältnissen jedoch nicht zu vergleichen. Wie für Hong Kong üblich, war die Wohnung klein aber fein. Ein überschaubares Plätzchen, welches aber vollkommen zum Leben genügte. Im Gegensatz zum Hostel, gab es sogar eine separate Duschkabine, nicht bloß eine Duschbrause über der Toilette. Der Wohnblock lag direkt neben der "Causeway Bay" Metrostation, im exklusiveren Geschäftsviertel der Stadt. Dadurch konnten die beiden Auslandsstudenten aus dem Fenster ihres Zimmers sogar einen Teil der Skyline Hong Kongs erblicken. Umgeben von edlen Kaufhäusern und gigantischen Bürogebäuden gab es  hier für Daniel und Anna einiges zu erleben. Die Zeit ausserhalb der Uni würde also  bestimmt nicht langweilig werden. Wohnen in Hong Kong ist eine ganz spezielle Angelegenheit, denn was für die meisten Menschen aus der westlichen Kultur wie ein Graus klingt, ist hier lebenslanger Alltag. Auf wenigen Quadratmetern leben ganze Familien unter  schlichtesten Bedingungen, gestapelt in hohen Wohnblocks.
Wohnluxus können sich hier die Wenigsten leisten. Von diesem Leben konnten sich unsere Beiden nun auch einen Eindruck verschaffen.  Um in das Zimmer, welches sie nun ihr Zuhause nannten, zu gelangen, betraten sie das Gebäude zuerst durch einen kaum erkennbaren Eingang zwischen einem nobelen Schweizer Uhrengeschäft und einem französischen Handtaschenladen. Im Gegensatz zur Universität gab es hier leider keinen einzigen Lift, so dass sie die paar Meter bis in das 8. Stockwerk tagtäglich zu Fuß bewältigen mussten. Dies störte unsere Freunde jedoch nicht, ebenso wenig wie der weite Weg zu ihrem Campus, den sie in den folgenden Tagen häufiger zurücklegten. Die Fahrt mit Bus und Bahn dauerte etwa eine Stunde. Nach dem Anstehen in unvorstellbaren Menschenmassen verging diese Zeit jedoch immer wie im Flug. An der Uni merkte man kaum mehr etwas von dem Trubel der Großstadt. In aller Ruhe schlenderten Studenten durch die Gänge, saßen auf den Terrassen  und warteten auf den Beginn ihrer Veranstaltungen. So verbrachten Daniel und Anna bereits einige Studientage voller interessanter Vorlesungen, bei netten Professoren. Sogar ein paar Freundschaften konnten sie bereits schließen. Ob diese Idylle trügt?


29. August 2011

Zwei Plüsch-Brötchen zum Mitnehmen, Bitte!

"Ausgeschlafen?" fragte Daniel nach einem kurzen Mittagsschläfchen. Dieses war bitter nötig gewesen, da sich nach Ankunft im Hostel die Anstrengung der langen Reise deutlich zeigte. Tatsächlich waren unsere beiden Helden genug ausgeschlafen um ihre erste Erkundungstour durch die Stadt zu starten. Der ortskundige Daniel führte Anna durch hell erleuchtete Straßen in denen sich eine unüberschaubare Masse von Menschen tummelte. Trotz der allgegenwärtigen Menschenmauern und der Tatsache dass die Überquerung einer Straße in Hong Kong einem "lebensgefährlichen" Glücksspiel gleicht, kamen die Beiden bald am ersten Höhepunkt ihres Abenteuers an; die Skyline von Hong Kong. Anna war völlig überwältigt, vom Anblick der endlos hohen Wolkenkratzer, deren Beleuchtung den gesamten Hafen zum Glänzen brachte. Ein Hochhaus reihte sich hier an das Nächste und in Sachen Auffäligkeit setzte jedes Einzelne völlig neue Maßstäbe. Die grüne Berglandschaft im Hintergrund, vervollständigte die Szenerie zu einem einzigartigen Anblick. 

Am nächsten Tag fuhren die Beiden per U-Bahn in den Osten des Stadtteils Kowloon. Um Anna einen Wunsch zu erfüllen, ging Daniel dort mit ihr direkt zu MegaBox, einem gigantischen Einkaufszentrum  voller Geschäfte, Restaurants und sogar einer Eisbahn im 10. Stock. Annas Aufmerksamkeit wurde jedoch zuerst auf etwas ganz anderes gelenkt: IKEA. Wie eine Schneekönigin strahlte die Studentin , als sie inmitten Hong Kongs das Logo des bekannten Möbelhauses erblickte. Ein Foto war schnell geschossen. Im Inneren des Gebäudes, direkt neben der Eisbahn, entschied man sich für ein chinesisches Mittagessen. Hierbei musste Anna feststellen, dass sie noch viel üben muss, um beim Essen mit Stäbchen nicht lächerlich auszusehen. (Fairer Weise soll hier erwähnt sein, das Asiaten beim Essen mit Messer und Gabel ähnlich ungeschickt wirken.)

Mitten in der modernen Großstadt verbirgt sich ein kleines idyllisches Fleckchen, der Nan Lian Garden. Hier gönnte sich unser Pärchen eine entspannte Auszeit vom Trubel der großen Menschenmassen. Umgeben von malerischen Bäumen, Gesteinsformationen und sogar einem See mit asiatischem Tempel vergaßen sie beinahe, in was für einer riesigen Stadt sie waren. Der Garten bot einen Anblick den man in einer Stadt wie Hong Kong als aller letztes erwarten würde; ein Kontrast, wie er größer kaum sein könnte. Bis in die späten Abendstunden genossen Anna und Daniel die Ruhe des Parks.
Zurück in der Zivilisation lernten sie eine weitere Eigenart der Asiaten kennen. Hierzulande ist es üblich, sich das innere Kind zu bewahren. Vor allem in Einkaufszentren kommt dies schnell zur Geltung. Riesige bunte Figuren, die mit ihrem absurden Aussehen jeden Teletubbie in den Schatten stellen, sieht man selbst vor den seriösesten Geschäften. Plüsch, Kitsch und Sammelfigürchen sind allgegenwärtig. Dies bestätigte sich auch am nächsten Tag, als  unsere Freunde einige  der unzähligen Straßenmärkte Hong Kongs unter die Lupe nahmen. In den engsten Gassen tummeln sich Händler und Passanten, soweit das Auge reicht und auch hier gilt: ein Laden exotischer als der andere. Zusätzlich finden sich in den scheinbar etwas unbelebteren Nachbarstraßen winzige , unscheinbare Hauseingänge die in Hochhäuser mit Stockwerken voller kleiner Krims-Krams-Geschäfte führen. Gelegentlich sind dort auch riesige Spielzeugläden, mit einem unglaublich absurden Angebot versteckt.  Selbstverständlich konnte Anna sich nicht zurückhalten und kaufte sich,eine kleine, knuffige Plüschtasche. Aufgrund ihrer Probleme mit der hiesigen Währung, konnte sie sogar einen Rabatt erzielen. Mit diesen illustren Eindrücken liessen die Beiden dieses erste Wochenende ausklingen. Der erste Trip zur Universität steht  nun endlich bevor. Warten wir gespannt, was es davon zu berichten gibt.

26. August 2011

Aller Anfang kommt Zuerst

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis Großstadt ...

Eine Stadt mit doppelt so vielen Einwohnern wie Berlin, ihre Fläche jedoch nur um ein Viertel größer.
Es gibt hier etwa doppelt so viele Hochhäuser wie in New York und es wird weiterhin kräftig daran gearbeitet, den Titel als aktivste Stadt im Errichten von Hochhäusern auch in Zukunft zu behalten. Währenddessen haben unsere beiden Helden, Daniel und Anna, den Grundstein für ihr großes Abenteuer "Hong Kong" gelegt, von dem hier nun erzählt werden soll. Nach einigen stressigen Vorbereitungsmonaten, mit bestimmt fast einer dreistelligen Anzahl von verschickten E-Mails und Briefen, konnte es am Donnerstag endlich losgehen. Für die beiden Computervisualistik-Studenten aus Magdeburg begann die Reise mit einem zweistündigen Flug nach London.
 
Für Anna war dies eine Premiere, denn sie saß noch nie zuvor in einem Flugzeug. Sämtliche Befürchtungen, dass sich ihre Empfindlichkeit für das Sitzen in sich bewegenden Verkehrsmitteln in Übelkeit auswirkt, wurden glücklicherweise nicht bestätigt. Und somit konnte auch sie das leckere Essen im Flugzeug genießen. Insbesondere das Birnen-Kompott mit Streußeln versüßten ihr die Zeit.
Die Wartezeit in London Heathrow zu überbrücken, fiel den Beiden nicht schwer, denn schließlich bietet der größte Flughafen Europas einiges zum Sehen und Beschäftigen. Von dort aus waren es nur noch elf einhalb Stunden Flugzeit, die unser dynamisches Duo von seinem ersehnten Zielort trennten. An Bord des neuen Fliegers überraschten Sitzplätze mit überdurchschnittlich viel Beinfreiheit. Für Daniel war dies zunächst eine eher negative Feststellung, denn er glaubte, durch die speziellen Plätze auf die Nutzung des Entertainmentsystems verzichten zu müssen. Glücklicherweise stellte sich diese Panik als unbegründet heraus, denn Bildschirm und Tisch waren geschickt im Sitz integriert und konnten mit wenig Aufwand aus ihrem Versteck geholt werden. Endlich in Hong Kong angekommen, verlief zunächst alles so reibungslos ab wie bisher. Die Einreiseformalitäten, der Geldtausch und das Besorgen einer Octopus Karte (ermöglicht bargeldloses Bezahlen  in allen alltäglichen Situationen) hätten leichter kaum sein können, denn Hilfsbereitschaft wird in China sehr groß geschrieben.
Ebenso unbeschwerlich war der Transport per Bus in die Nähe des gebuchten Hostels. Jedoch das Auffinden desselbigen stellte sich bald als eine fast unlösbare Herausforderung dar: Man nehme eine kleine Gasse voll mit kunterbunter Leucht-Reklame und unübersehbaren Riesenplakaten und packe die Hostel-Rezeption absolut unerwähnt in den zweiten Stock eines unauffälligen Hinterhofhauses. Des Rätsels Lösung war nur  mithilfe  eines engagierten Sicherheitsbeamten zu finden. Wie  hätten unsere beiden Abenteurer auch wissen können, dass Hausnummer 7-8 nicht zwangsläufig in der Nähe von Nummer 9-10 sein muss und auch rein gar nichts mit 7a-7b zu tun hat. Anna und Daniel bezogen ohne weitere Probleme ein kleines Doppelbettzimmer des Rent-a-Room Hostels.
Ihr erster Ausflug in die Mega-Metropole ließ selbstverständlich auch nicht lange auf sich warten. Dazu jedoch mehr im nächsten Beitrag.